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Lernen an Stationen: Salze und Elektromagnetismus |
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3. Kritischer Rückblick 3.1 Physik
Während der Arbeit an den Stationen zeigte sich das schon aus anderen, vergleichbaren Unterrichtsabschnitten bekannte Bild: die Gruppen waren durchweg intensiv bei der Arbeit, es gab drei besonders selbständige und leistungsfähige Gruppen, zwei andere Gruppen benötigten öfter die direkte Hilfe des Lehrers, Leerlaufphasen traten wegen dessen ständiger Ansprechbarkeit sehr selten auf. Experimentelle Arbeiten wurden durchweg gern und genau durchgeführt, etwas zu wünschen übrig ließen die Auseinandersetzungen mit theoretischen Aufgaben während der Unterrichtsstunden. Diese Tätigkeit verlegten viele Gruppen lieber in die Hausaufgabe, die daraus entstehenden Nachteile bei der Tiefe der Durchdringung mussten einzelnen Gruppen erst nachträglich deutlich gemacht werden. Für eine hierzu geeignete und effektive Form der individuellen Rückmeldung müssen Methoden noch ausgefeilt werden. Die eher darstellenden oder gestaltenden Aufgaben wurden fast nicht gewählt. Insgesamt zeigte die abschließende Klassenarbeit, dass die inhaltlichen Lernergebnisse nicht wesentlich verschieden waren von denen, die in anders unterrichteten Gruppen erreicht wurden. Allerdings war vor der Klassenarbeit eine zusammenfassende Unterrichtsphase erforderlich, in der für alle gleiche Ausgangsbedingungen hergestellt wurden. Als förderlich erwies sich, dass neben dem Experimentierraum jederzeit die große, mit Arbeitsplätzen ausgestattete und im allgemeinen ruhige Eingangshalle der Schule für solche Gruppen zur Verfügung stand, die gerade theoretisch arbeiten wollten. Angesichts der bei uns sehr kleinen Unterrichtsräume ist eine räumliche Trennung von Experimentierplätzen und Stillarbeitsplätzen unverzichtbar. Unverzichtbar ist die deutliche, interessierte Anteilnahme des Lehrers an den Fortschritten der einzelnen Gruppen. Eine Arbeit an Stationen, während der der Lehrer sich zurücklehnt und nicht ansprechbar ist, halten wir für falsch, Selbständigkeit bei Schülerinnen und Schülern darf nicht Desinteresse der Lehrer bedeuten. Nicht unerwähnt bleiben darf der erhebliche experimentelle Aufwand für den Lehrer. Material für je 14 Stationen musste für jede der Einzelstunden bereitgehalten werden, vor der Stunde einzeln geprüft werden und zwischen den Stunden platzsparend aufgehoben werden. Hierzu fehlt es bei uns an einem zusätzlichen Unterrichtsraum mit Lagermöglichkeiten, nicht alle benutzten Geräte, die z.T. aus der Demonstrationssammlung stammten, konnten für die gesamte Dauer der Unterrichtseinheit von dort entfernt werden. Dies bedeutet einen sehr erheblichen Aufwand, was den Vorschlag nahe legt, die Anzahl der Anlässe für Lernen an Stationen auf ein bis zweimal im Schuljahr zu beschränken. Vermutlich ist es sinnvoll, wenn im Rahmen eines Schulcurriculums festgelegt wird, welche Anlässe das sein sollen und wenn das jeweils benötigte Material langfristig so reichhaltig beschafft wird, das es auf Abruf zur Verfügung steht, so dass nicht jeder Kollege die selbe Arbeit immer wiederholen muss. Bewährt hat sich die Praxis, für jede bearbeitete Aufgabe eine schriftliche Ausarbeitung zu fordern, die umgehend korrigiert und kommentiert zurückgegeben wird. So gelang ein sehr intensiver ”Dialog” zwischen den Einzelnen und dem Lehrer, der zwar für den Lehrer zusätzliche, gleichwohl befriedigende Arbeit bedeutete.
Deutlich überarbeitet werden müssen die Aufgabenformulierungen. Sie sind noch zu sehr durchgehend fachsystematisch formuliert. Aufgaben, die andere Darstellungsformen als die innerphysikalischen erfordern, sind in der vorliegenden Form nicht ansprechend genug, bieten nicht genügend Abwechselung und Anregung zu eigener Ausgestaltung und wurden sicher auch deswegen nicht häufig gewählt.
Ergebnisse einer Schülerbefragung
Vor der Planung der nächsten Unterrichtseinheit (Radioaktivität) wurden alle Schülerinnen und Schüler dieser Lerngruppe zu der dafür bevorzugten Unterrichtsmethode schriftlich und anonym befragt:
”Du hast im Physikunterricht verschiedene Arbeitsformen kennen gelernt.
Für das Thema Radioaktivität ist jede davon im Prinzip geeignet. Entscheide bitte, welche Arbeitsform Du tatsächlich eingesetzt sehen möchtest (Mehrfachnennungen möglich)”:
- Unterrichtsgespräche mit vielen Demo – Versuchen und einigen Schülerversuchen (12)
- Unterrichtsgespräche mit Schülerversuchen (6)
- Neben anderem Erarbeiten eines längeren Abschnittes in Gruppenarbeit (5)
- Arbeit an Stationen (4)
Die Ergebnisse lassen sich erst vorurteilsfrei interpretieren, wenn man die frei formulierten Kommentare der Schülerinnen und Schüler liest:
- - Durch das eigene Erarbeiten wird das Thema klarer
- Bei der Gruppenarbeit muss man selber arbeiten und kann nicht vorher abschalten, so dass kein Lernloch entsteht
- Mischform finde ich am besten, weil ich nicht auf mich gestellt bin, aber auch selbst erarbeiten kann
- Insgesamt muss es eine Mischform aus allem geben
- Zusammen in der Klasse hat man weniger Denkfehler
- Keine Gruppenarbeit, weil mich das neue Thema sehr interessiert, und bei Gruppenarbeit erfahre ich vielleicht nicht so viel darüber, sondern nur, was in den Aufgaben steht.
- In Gruppenarbeit schafft man nicht so viel
- Weil wir in unserer Gruppe zu wenig schaffen
- Radioaktivität ist relativ komplex, denke ich,. Da ist das Unterrichtsgespräch wahrscheinlich am besten. Schülerversuche als Ergänzung sind gut.
- Stationen, denn jeder kann etwas beitragen und Schwerpunkte setzen
- Im Unterrichtsgespräch kann ich besser lernen (4 mal)
- Mir hat die Gruppenarbeit immer Spaß gemacht und auch, dass man sich den Stoff teilweise selbst erarbeiten kann.
- In Gruppenarbeit wird mir vieles deutlicher und danach verständlicher
Aufgrund vorheriger Erfahrungen mit Schülerbefragungen hat die Ehrlichkeit, aber auch die z.T. hohe Qualität der Rückmeldungen nicht überrascht. Die Rückmeldungen zeigen, dass Lernen an Stationen nicht zu methodischer Monokultur werden darf. Defizite im eigenen Arbeitsverhalten müssen thematisiert werden, den Betreffenden müssen Hilfen für das nächste mal gegeben werden. Nicht jedes Thema ist gleichermaßen geeignet. Besonders sinnvoll erscheinen im Rückblick Themen, in denen nur wenig neu erarbeitet werden muss, in denen nicht zu komplexe Sachverhalte erarbeitet werden und ggf. auch Themen, die nicht mit besonders hohen Motivationswerten besetzt sind, so dass die Befürchtung fehlt, in der Gruppe Wichtiges zu verpassen.
[Rückblick Chemie]
Autoren: Stud. Ref'. Frau Birte Bottler, StD Michael Rode, Datum: März 2000. Letzte Änderung am 09. August 2023
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